Leider wahr
Leider wahr, aber treffender
konnte es einer meiner Ärzte
nicht formulieren.
Es ging wiedermal darum,
Menschen beweisen zu müssen,
dass ich krank bin.
Ob dies gelungen ist,
steht noch aus.
Als ob die Erkrankung selbst
nicht schon
anstrengend genug ist.
Ein kleines Update
zu meiner Situation.
Aufs Ganze gesehen,
kann und will ich
meinen Zustand
nicht akzeptieren.
Auch das 'Schöngerede':
'Es wird schon alles'
'Es braucht Zeit'
'Man könnte ja vielleicht auch ....'
'Ach, das wird schon werden'
Ich habe es satt.
Nichts wird.
Und man könnte eben nicht,
mal noch das ausprobieren!
Insgesamt hat sich meine Situation weiter verschlechtert.
Meine Kraft wird gefühlt,
jeden Tag weniger.
Meine Beinkraft
hat spürbar abgenommen.
Als würden kleine Monster,
die noch vorhandenen Muskeln,
Stück für Stück auffressen.
Wie Mäuse,
wenn sie über ein
Stück Käse herfallen.
Stehen und Gehen,
länger als
fünf bis zehn Minuten?
Kann ich.
Führt jedoch im Anschluss
zu massiven Schmerzen.
Kein Muskelkater.
Ein furchtbar brennender Schmerz.
Ein
'ich mach dich jetzt kaputt'-
Schmerz.
Im rechten Bein
fühlt es sich an,
als würde ich
die komplette Kontrolle verlieren.
Nicht immer, dafür sehr plötzlich.
Es fühlt sich ähnlich an
wie damals, als vor Jahren,
nach einer OP, ein Nerv
inaktiv geblieben war.
Beleidigt, nicht kaputt,
so hieß es.
Und so war es auch.
Nach einer Behandlung
nach Vojta
funktionierte alles wieder.
In der letzten Woche
bin ich zweimal gestürzt.
Nicht schlimm.
Mir ist nichts passiert.
Aber da lag ich.
Einmal halb im Sideboard.
Das andere Mal lang
auf dem Wohnzimmerboden.
Als wenn ich ins Leere
getreten wäre.
Mein Knie knickte einfach weg.
Ich sackte in mich zusammen.
Keine Kraft. Kein Halt.
Zack lag ich auf der Erde.
Immer öfter nutze ich
(zu Hause!) einen Rollstuhl
um mich zu versorgen.
Mit diesem bin ich in der Lage
mir z.B. meine Mahlzeiten
selbst zuzubereiten.
Meine Gedanken schwanken
dann häufig zwischen:
Wenn ich jetzt
den Rollstuhl nehme,
ist ja klar,
dass sich meine Muskeln abbauen.
Was nicht genutzt wird,
wird ja nicht gebraucht.
Das kann dann weg.
So mein Körper.
Also 'gehe' ich lieber wieder,
weil ichs "KANN"
und stelle dann
doch nur wieder fest:
Dass ich umso länger liege.
Fest liege.
Weil ich nicht(s) mehr kann.
Denn ich mich überfordert.
Wiedermal.
Die Rache meines Körpers lautet dann:
Schmerzen.
Schmerzen und
weitere Symptome.
Nutze ich den Rollstuhl,
verzichte also auf meine Beine,
so habe ich drei Dinge festgestellt:
1. Ich habe danach
weniger Schmerzen.
2. Ich behalte viel mehr Energie.
Ich halte länger durch. Ich kann dann noch weitere Dinge erledigen oder unternehmen.
3. Ich kann besser denken.
Fazit: Ich habe mehr vom Leben,
wenn ich öfter
auf meine Beine verzichte.
Das, was mein Körper
an Versorgung für die Beine einspart
als wenn ich stehe und gehe,
kann er spürbar dazu verwenden,
mein Gehirn zu versorgen.
Was sich auch in den Aufgaben,
die ich beim Gehirnjogging erledige,
deutlich abzeichnet.
Meine Ergebnisse,
im Rechnen und logischem Denken,
sind deutlich besser,
wenn ich aufs Laufen verzichte.
Trainiere ich meine Beine,
schaltet der Kopf auf Notstrom.
Das kann ich fühlen.
Und ich bin nicht allein damit.
Quelle: jasmins_alltag
Und wie ich sie fühle.
Die Angst.
Es gibt Tage
(sehr wenige Tage)
an denen kann ich gehen.
Auch eine ganze Weile.
Sogar für eine
kleine Runde einkaufen.
Dann gibt es Tage
wie den Wahlsonntag.
An dem fühlte ich,
ich sollte den Rollstuhl nehmen.
In meinem Kopf spielten sich
folgende Szenarien ab:
Oder doch laufen?
Ich habe ja auch noch
den Rollator?
Was würden
die Nachbarn denken/sagen?
Gestern ist sie doch noch
zum Mülleimer gelaufen.
Was, wenn ich jemandem
begegne der mich kennt?
Ist ja sehr wahrscheinlich,
wenn alle wählen gehen.
Werde ich belächelt?
In Frage gestellt?
Oder sogar angesprochen?
Muss ich mich
dann wieder erklären?
Rechtfertigen?
Immer dieses Gedankenkarussell.
Gestern war ich noch
zu Fuß in der Drogerie.
Und Heute sitze ich
im Rollstuhl?
Wie geht das?
Warum?
Das geht ja nicht mal
in meinem Kopf klar.
Wie sollen es
andere verstehen?!?
Ist mir das peinlich?
Ja, ist es.
Zumindest unangenehm.
Usw.
Somit entschied ich mich
für den Rollator.
Das Mittelding.
Nicht viel besser,
aber der war schon
ein wenig bekannt.
Was soll ich sagen?
Die Retourkutsche
ließ nicht lange
auf sich warten.
Mein Körper hatte ziemlich klar
den Rollstuhl verlangt.
Ich war mir aber zu fein
oder zu ehrgeizig
oder zu ignorant?!?
Naja, jedenfalls habe ich nicht
auf meinen Körper gehört.
Und DAS hatte ich nun davon:
Zwei Tage Fieber
und Schmerzen.
Selbstversorgung
ausschließlich Rollstuhl.
Zusätzlich auf Hilfe angewiesen.
Langsam bekrabbelte ich mich.
Es kam zur Stichwahl.
Ich erlebte ein kleines
Déjàvu.
Am Samstag war ich noch
zu Fuß in der Apotheke
und am Sonntag
schwankte ich erneut
zwischen
Rollstuhl und Rollator.
Es handelt sich
ziemlich exakt und 240m.
Eine Strecke.
Insgesamt also
um nicht mal 500m.
Kurz erinnerte ich mich
an den vergangenen Wahltag
und an die Folgen meiner Entscheidung für den Rollator.
Ganz klar:
Ich nehme den Rollstuhl!
"Findest du das nicht zu albern?"
Nur für den Fall,
dass sich das jemand fragt:
"Nein. 😌 Albern finde ich,
mich immer wieder
erklären zu müssen!
Und traurig macht es mich.
Es tut weh.
Was ich mache,
nennt man Selbstfürsorge.
Ich höre auf das,
was mein Körper verlangt.
Denn mit dieser Erkrankung
sitzt mein Körper
einfach am längeren Hebel.
Jede falsche Entscheidung,
jedes 'drüber hinweggehen'
und jeder Versuch,
'doch einfach mal zu machen',
rächt sich.
Das zeigt mir die Erfahrung,
die ich nun seit
über drei Jahren mache.
'AuseigenerErfahrung'
wie mein Blog heisst.
Nicht aus Langeweile.
Nicht wegen eines Aufnerksamkeitsdefizits.
Nicht aus Faulheit
oder Anstellerei.
Und auch nicht,
weil ich mir
irgendetwas einbilde,
einrede oder anlesen würde.
Aber jeder Versuch,
dieser Welt und/oder anderen
gerecht werden zu wollen.
wird der Grund dafür sein,
dass sich mein Allgemeinzustand
stetig verschlechtert.
Ich will es selbst
nicht wahrhaben.
Ich gehe immer wieder
über meine Grenzen.
Nur weil ich einfach nicht
krank sein will.
Auch das fühle ich.
So sehr.
Danke Jasmin.
Du sorgst dafür, dass ich fühle:
Es geht nicht nur mir so.
Weiterhin gilt:
Aufgeben ist keine Option.
Läuft bei mir.
Und wenn nicht?
Dann rollts 👨🦽
Kommentare