"Ich kann nicht mehr."
Ich kann nicht mehr.
Was für ein Satz.
Als Kind sagte ich diesen Satz,
wenn mein Teller
noch nicht leer war,
ich aber satt.
"Ich kann nicht mehr."
Auch, wenn ich bei mancher
Hausarbeit helfen sollte,
kein Ende in Sicht war
und ich so absolut
keine Lust mehr hatte.
"Ich kann nicht mehr."
Oder bei den Hausaufgaben.
Mit der Zeit habe ich gelernt
diesen Satz aus meinem
Sprachgebrauch zu löschen.
Warum?
"Ich kann nicht mehr."
Wie hört sich das denn an?!!
Als könnte es nicht
schlimmer kommen?!
Als wolle ich mich umbringen?
Als Kind?
Wie selbstverständlich
und logisch eingesetzt,
hinterlässt es bei Erwachsenen
oft erschreckende Hintergedanken.
"Ich kann nicht mehr."
Wie jetzt? Sie gibt auf?
Gibt sie wirklich auf?
Was ist los? Krank?
Depression?
Denkt sie an Suizid?
Meint sie das ernst?
Oder war es nur so dahergesagt?
Was kann sie nicht mehr?
Kann sie wirklich nichts mehr?
Oder will sie nicht mehr?
Da gibt es doch Schlimmeres!
Schlimmer geht immer.
Also doch nur Gejammer?
Das will doch keiner hören.
Also reiß dich mal zusammen,
geh mal gegen dich
und sie zu.
Das wird schon.
Kreisende Gedanken.
"Ich kann nicht mehr."
Kindlich genial
möchte ich ausdrücken:
"Ich kann nicht mehr."
Es ist soweit.
Jetzt gerade
kann ich einfach mal
nicht mehr.
Mein Körper zeigt mir
klare Grenzen.
Mein Kopf schreit nach Ruhe.
Ich:
"Ein bissl leiser bitte."
Die Traurigkeit in mir
nimmt gerade sehr viel Platz ein.
Das schwächt zusätzlich.
Mehr als gedacht.
Es gibt so viel zu tun.
Die Menge ist einfach überwältigend.
Dinge die ich damals,
vor Post Covid,
mal eben so an einem Tag
geschafft habe,
verteile ich mittlerweile
auf eine oder sogar
mehrere Wochen.
Ich kann nicht nichts.
Jedoch bin ich so langsam.
Zu langsam für vieles.
Ich erschrecke mich
vor mir selbst.
"Ich kann nicht mehr."
Ich kann kaum wach bleiben.
Die Müdigkeit ist so erdrückend.
Nachts kann ich kaum schlafen.
Kreisende Gedanken,
was noch alles zu erledigen ist.
Schmerzen, die in Ruhe
besonders stark werden,
halten mich zusätzlich wach.
"Ich kann nicht mehr."
Kein Grund sich Sorgen zu machen.
Ich kann ja nicht nichts mehr.
Ich habe keine Suizidgedanken.
Ich gebe auch nicht auf.
Ich höre auch nicht auf.
Ich mache weiter.
Es könnte alles
noch schlimmer sein.
Trotzdem darf ich doch mal sagen:
"Ich kann nicht mehr."
Wenn ich es so fühle?!
Auch wenn man es mir
vielleicht nicht ansieht.
Gerade erst
als Kompliment bekommen:
"Du siehst aber gut aus.
Dann ist alles wieder gut?!"
Schon interessant,
dass 'gut aussehen' mit 'gut gehen' gleichgesetzt wird.
Das ist nicht zwingend so.
Auch wenn es so aussieht
als könnte ich alles schaffen,
als wäre ich stark
und nicht kaputt zu kriegen.
Das ist nicht so.
Vielmehr zeigt mein Äußeres
ganz und gar nicht das
was ich fühle.
Sowas gibt's.
Auch wenn das,
was ich schaffe,
den Eindruck hinterlässt:
"Was hat sie denn überhaupt?
Geht doch!"
Nur, weil ich etwas schaffe,
heißt es nicht,
dass mir alles gelingt.
Geschweige denn,
dass es mir damit gut geht.
"Ich kann nicht mehr."
Bedeutet:
Mir geht es gerade nicht gut.
Punkt.
Trotzdem stecke ich den Kopf
nicht in den Sand.
Ich höre nicht auf zu kämpfen.
Ich mache das,
was ich für notwendig halte,
egal wie lange es dauert
und (auch wenn das
in den Augen vieler Menschen
falsch sein mag)
egal ob es mir gerade gut tut
oder schadet.
Was meiner Seele gut tut,
ist noch lange nichts
für meinen Körper.
Und was für meinen Körper gut ist,
schadet ab und zu
eben auch der Seele.
Was für mich gut und richtig ist.
muss ich allein rausfinden.
Nur bei einem bin ich mir sehr sicher:
Jesus ist gut für mich.
Musste einfach mal raus.
♡
Kommentare