PEM /CRASH =Die Flut kommt

 PEM
bildlich erklärt.
 
Wir alle wissen,
sollten wissen,
dass man nicht allein
ins Watt geht.
 
Machen wir also
eine Wattwanderung.
Zusammen.

Den Strand entlang.
Ins Watt hinein.
So schön.
Stundenlang.

Gesellig
zusammen sein.
Entdeckungen machen, auf Schritt und Tritt.
Krebse, Muscheln,
Wattwürmer,
uvm.
 
Das Wasser
in den Prilen.
Die 'Matschepampe'
zwischen den Zehen fühlt sich kalt, nass
und ganz weich an.
 
Ein gutes Gefühl.
JETZT
wäre der Zeutpunkt zurückzukehren.
Bevor die Flut kommt.

Okay.
Also gehts zurück.
Alle?!?
Alle!
Außer dir!

Du steckst fest.
 
(Das Virus
hat dich erwischt.
Ab jetzt,
verändert es
dein Leben)

Es ging schneller
als du denkst.
 
Deine Füße
stecken im Watt.
Jede Bewegung
die du machst,
um dich zu befreien, lässt dich tiefer sinken. 

Deine Situation verschlechtert sich.

Die anderen?
Sie meinen
es wäre ein Scherz.

Einige
aus der Gruppe
drehen sich
nochmal um.
Sie belächeln dich
und nennen es
'Anstellerei'.
 
Andere
denken kurz nach
und fragen sich,
wie ernst die Lage wirklich ist,
doch auch sie
gehen weiter,
denn was
können sie allein
schon ausrichten.
?! 

Sie nehmen dich
nicht ernst.
 
"Streng dich doch
mal richtig an",
ruft noch jemand,
"dann kommst du
da schon wieder raus."

Ein schwaches Gelächter. 
Verschwindende
Stimmen in der Ferne.
Vergessen.
Zurückgelassen.
 
(Das macht niemand?
Oh doch.
In unserem Fall
die Politik.)

Zurück
zum bildlichen Beispiel.
 
Du steckst also fest.

Langsam
kommt die Flut.
Deine Beine sind kalt und sie werden kälter. Sie kribbeln
und fangen an
zu schmerzen.
 
Hilfeschreie
bleiben ungehört.
 
Die Schmerzen
breiten sich
im ganzen Körper aus. 
Genauso
wie die Kälte.

Alle Anstrengungen
verschlimmern
deine Lage.
Das Wasser
steigt und steigt.

Jetzt gibt es
nichts mehr,
nichts
was du noch
tun kannst.
 
Aushalten.
Du kannst nur durchhalten.
Kräfte einteilen.
Nicht aufgeben.

Eine Feuerqualle
kommt vorbei.
Sie streift dich.
Mal hier, mal da
an deinem Körper.

Nicht so stark,
dass sie dich ernsthaft
oder tödlich verletzt.

Du hast also 'nur'
ein paar brennende, schmerzende Stellen
an deinem Körper, über die das Salzwasser streicht und die Empfindungen verschlimmert.

 
Das Wasser
steigt weiter.
 
Dein Herz
fängt an zu rasen.
Das Atmen
fällt dir schwer.
Gelenke werden steif.
Deine Kraft schwindet.

Durchhalten
sagst du dir.
Immer weiter durchhalten.

Dein halber Körper ist
nun unter Wasser.

Die Wellen sind flach, dafür kräftig und bestimmt.
"Ich machen dich platt"
 flüstert die Flut mit jeder Welle.

Langsam, aber sicher
beschleicht dich der Gedanke:
Du wirst sterben.
Langsam ertrinken?
Einen Herzinfarkt bekommen?
Vor Erschöpfung ohnmächtig?
...
Gedankenkarussell

Es gibt keinen Ausweg.
Keine Hilfe.

Dein Körper
wehrt sich.
Gegen alles.
 
Der Sog spielt mit dir und deinem Körper.

Hin und her.
Vor und zurück.
Rauf und runter.

Die Flut
ist so stark.
Unbeschreiblich.

Du ruderst
noch schwach
mit deinen Armen.
 Du gibst alles mit der dir verbleibenden Kraft.
 
Das Wasser, die Flut
(Die PEM)
hingegen interessiert das nicht.
 
Sie bedeckt letztlich
deinen ganzen Körper.
Du hast Angst?
Ja, du hast Angst.

 Angst,
nicht durchzuhalten.
Angst,
zu schwach zu sein.
 Angst,
zu sterben.

Die Wellen
springen dir ins
und über dein Gesicht.

Wieder und wieder.
 
Deine Sicht ist
mehr als eingeschränkt.
 
Mit Wasser
in denen Ohren
ist das Hören auch nicht mehr möglich.
 
Alles egal.
 
Wofür noch sehen
oder hören?
Es geht ums
Überleben.
 
Um Hilfe rufen?
Zwecklos.
 
Dein Körper ist kalt.
Und wird immer kälter.
 
(Das ist übrigens
ein reales Gefühl
bei einer PEM.
Zuerst die Füße,
dann die Beine ...
es ist so unbeschreiblich kalt.)

Krämpfe setzen ein
und durchziehen
deine Muskeln.

Du kannst nichts dagegen tun.

Erschöpfung
erfüllt jede Zelle
deines Körpers.

Du versuchst trotzdem
ruhig zu bleiben.
 
Mund und Nase erreichen gerade noch
die Wasseroberfläche, um ab und zu
einen Atemzug
zu nehmen.
 
Es reicht zum Überleben.
 
Glück gehabt?
 
Diesmal.
 
Vielleicht.
 
Die Flut
wird wieder sinken.
 
Die Zeit
ist dein größter Verbündeter.

Geduld.
 
Die nächste Ebbe kommt.
 
Erst dann
kannst du versuchen,
dich zu befreien.

WENN du
deine Füße
aus dem Schlick
ziehen kannst.
 
ME/CFS
bedeutet:
Du wirst
es nicht schaffen.
Du bleibst stecken.
 
Du kannst
um Hilfe schreien, sobald du wieder
bei Kräften bist.

In der Hoffnung
gehört zu werden.





 
Und dann auf
Hilfe warten.
Die es !noch!
nicht gibt.
 ~~~
Was ist also eine
PEM?
 
Eine
 
P ost
            E xertionelle
     M alaise

Sie kommt nach
Überforderung.

24-48
Stunden später.

Wie stark,
wie ausgeprägt
und wie lang
lässt sich nicht erahnen.

Wenn sie da ist,
wie die Flut im Watt,
befindet man sich im:
ÜBERLEBENSMODUS

Meistens.
Sie gehört zur Erkrankung
 
ME/CFS
 
Myalgische                Enzephalomyolistis
         Chronisches
Fatigue
   Syndrom
 
~~~

Egal wie idyllisch
Ebbe und Flut
auf den Außenstehenden
wirken

Übersetzt:
Egal wie idyllisch
das Leben eines Betroffenen wirkt:
 
 Dieser steckt dort fest.

Es ist
zu jederzeit
ein Ausnahmenzustand.
 


Ich hingegen habe wenigstens das Glück,

getragen zu sein.

Wie es

so wunderbar

in einer meiner

Lieblingsgeschichten

beschrieben ist.


Spuren im Sand
Eines Nachts
hatte ich einen Traum: Ich ging
am Meer entlang
mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten, Streiflichtern gleich, Bilder
aus meinem Leben.
 
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren
im Sand.
Meine eigene
und die meines Herrn.
 
Als das letzte Bild
an meinen Augen vorübergezogen war,
blickte ich zurück.
 
Ich erschrak,
als ich entdeckte,
daß an vielen Stellen
meines Lebensweges nur eine Spur
zu sehen war.
 
Und das waren gerade
die schwersten Zeiten
meines Lebens.
 
Besorgt fragte ich
den Herrn:
"Herr, als ich anfing,
dir nachzufolgen,
da hast du
mir versprochen,
auf allen Wegen
bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich,
dass in den
schwersten Zeiten
meines Lebens
nur eine Spur im Sand
zu sehen ist.
 
Warum hast du
mich allein gelassen,
als ich dich
am meisten brauchte?"
 
Da antwortete er:
"Mein liebes Kind,
ich liebe dich
und werde dich nie
allein lassen,
erst recht nicht
in Nöten und Schwierigkeiten.
 
Dort wo du
nur eine Spur
gesehen hast,
da habe ich dich
getragen."
 
Originalfassung des Gedichts Footprints © 1964 Margaret Fishback Powers. Deutsche Fassung des Gedichts Spuren im Sand © 1996 Brunnen Verlag, Gießen.






 (Fotoquellen:
Fotos sind
überwiegend
Netzfunde bei Google.
Bearbeitet
und von mir verpixelt.)









 









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