Kranke Einstellungen.
Trotz aller positiver Entwicklung,
muss ich mal meckern.
Kranke Einstellungen?
Einstellungen die krank machen?
Krankhafte Begründungen?
Begründungen die krank machen?
Kranke Memschen?
Krankes Land?
Worum geht es eigentlich?
Definiere "Krank":
Ein Zustand, der den Körper
und/oder Geist betrifft,
gegen den man machtlos ist.
Der einen überwältigt und
ganz oder teilweise
außer Kraft setzt.
Der Organismus wird
von etwas angegriffen oder geht kaputt.
Bakterien, Vieren,
Vergiftungen, Zellen,
Knochenbruch, Organversagen ...
Definiere "Befindlichkeitsstörung":
Jeder hat mal einen schlechten Tag. Schlechte Laune.
Man wird provoziert oder
erlebt ungünstige Konstallationen,
die man hinnimmt oder
in die man sich hineinsteigert.
Gemeinsamkeit:
Beides ist nicht schön.
Unterschied:
Bei Befindlichleitsstörungem
hab ich eine Wahl.
Ich kann diese Befindlichkeit
aktiv manipulieren.
Mich zusammenreißen.
Durch Kommunikation lösen.
Oder mich hineinsteigern.
Eine Runde Meditieren und
nochmal von vorn anfangen.
Eine Krankheit besteht.
Über eine gewisse Zeit.
Sie kann therapiert/behandelt werden
oder eben nicht.
Eine Erkältung dauert 14 Tage.
Mit Medikamenten zwei Wochen.
Dann ist sie (meist) vorbei.
Der Körper hat gesiegt und
alle Errger vernichtet.
Ich habe keine Wahl.
Ich muss sie aushalten.
~~~
Ich bin so entsetzt über unser Gesundheitssystem,
unsere Bürokratie und
die Kluft zwischen
Theorie und Wirklichkeit.
Ein Mensch,
der die Lebensqualität
verloren hat,
fast 24 Stunden liegt,
nicht mehr in der Lage ist
soziale Kontakte zu pflegen,
seinen Alltag nicht mehr allein
bewältigen kann und
die Teilhabe am Leben
aus gesundheitlichen Gründen
(Nicht aus Befindlichkeit!!)
nicht mehr hat,
bekommt
einen Grad der Behinderung von
30 bis 40.
~~~
50+ gibt es für
Menschen mit
"abenenen" Arm, Bein oder
sonstigem Körperteil
oder z. B. bei einer Versteifung
der Wirbelsäule.
(abenen = amputiert)
Auch 50 + gibt es für:
Angstzustände, Psychosen und Depressionen,
wenn diese länger als
sechs Monate bestehen.
(Das habe ich schriftlich!)
Das sei Ihnen gegönnt!
Doch in den meisten Fällen
haben Menschen,
denen ein Arm oder Bein fehlt,
eine viel höhere Lebensqualität,
als Menschen mit Erkrankungen wie: Long/PostCovid,
ME/CFS oder PostVac
(Und das sind bestimmt nicht alle)
Angefangen bei:
Sie haben Lebensqualität.
Ich hatte keine mehr.
Fast keine.
Was ich (noch) hatte war:
Hoffnung,
Motivation und
den festen Glauben daran,
dass sich nochmal was ändert.
Bei mir hat sich was geändert.
Es geht mir besser.
Ja.
Nach über einem Jahr.
Doch was ist mit denen,
die noch da liegen
und auf Hilfe warten.
Was ist mit meinem letzten Jahr?
So viele Hürden die gefühlt
immer höher aufgestellt wurden.
Das Leiden wird nicht anerkannt.
Meine Lebensqualität sinkt
mit chronischen Erkrankungen
von Jahr zu Jahr.
Doch keine wird je
zu einem Grad der Behinderung
von 50% oder mehr führen.
Nur, weil ich
noch alle Körperteile habe?
Und meine Psyche stabil ist?!
Echt jetzt?
Nur weil keine Marker messbar sind
oder weil keine psychische Erkrankung
wie Depression, Psychose oder Angstzustände vorliegen?
Worüber ich ehrlich gesagt froh bin.
Ohne Marker, keine Diagnose.
Ohne Diagnose, keinen GdB.
Ohne GdB keine Hilfe.
Long Covid als Diagnose?
Zählt nicht.
Das es schwierig ist,
streite ich nicht ab.
Doch ich bin überzeugt,
dass es insgesamt
anders geregelt werden sollte.
Mensch wach auf.
Wir sollen und wollen
Menschen
sozial, tolerant, individuell
und integrativ begegnen,
lassen aber keinen Spielraum
für Neues, anderes und Unbekanntes.
Schema F war schon immer so,
also wird Schema F angewendet.
Woran hängt es,
wenn jemand um Hilfe bittet?
Das allein kostet Betroffene
schon genug Überwindung und Scham,
Kraft und Energie an der es mangelt
und die Ursache des Problems ist.
Sich vor Gutachtern nackig machen,
um herauszufinden
ob der Bedarf auch gerechtfertigt ist.
Wie niederträchtig und
verachtend ist das bitte?!
Die schwarzen Schafe,
die so tun als ob
und auf ihr Recht pochen,
wird es immer geben.
Und diese werden
immer damit durchkommen.
Wie auch immer?!?
Leider.
Zum Leid derer,
die tatsächlich Hilfe brauchen.
Long Covid
Post Covid
ME/CFS
Post Vac
und noch einige mehr,
sind Erkrankungen,
mit Symptomen,
oft ohne Befunde.
Je nach Schweregrad,
(den ein Arzt relativ leicht
einschätzen kann),
wäre es hilfreich
einen GdB ab 50 zu erhalten.
Ob auf Zeit oder
mit der Verpflichtung
Änderungen mitzuteilen,
ist alles nachvollziehbar.
Ich bin so erleichtert,
dass es mir wieder besser geht.
Das dieser kaum auszuhaltende Zustand
scheint ein Ende zu haben.
Ich hatte einen Antrag
auf Erhöhung des GdBs gestellt.
Dieser wurde mehrfach abgelehnt.
Jeder einzelne Widerspruch.
Zuerst hieß es:
Mein Gesundheitszustand
habe sich nicht verschlechtert.
Als ich diesen detailliert
darlegte, hieß es:
Da es sich um einen
vorübergehenden Zustand
handeln könnte, erfüllt es nicht
die Kriterien für eine Erhöhung
auf 50 GdB.
~~~
Ja, eine Amputation
wächst nicht mehr nach.
Mein letztes Jahr gibt mir hingegen
auch keiner zurück.
~~~
Es gibt Betroffene die seit Jahren,
seit Jahrzehnten krank sind.
~~~
Ich kenne Menschen
mit 50 und 100
Grad der Behinderung.
Sie leben ihr Leben.
Haben ihre Einschränkung
und somit auch die Berechtigung
für den GdB erhalten.
Natürlich.
Das ist auch gut so.
Ich habe ein Jahr lang jeden Tag
Verschlechterungen erlebt.
Ich war kaum noch in der Lage
das Haus zu verlassen.
Ich habe keine Freunde treffen können,
weil es mich überforderte
und nicht, weil es meine
Befindlichkeit nicht zu ließ.
Ich war einfach nur sehr, sehr krank.
Zu Hause. Allein.
Mit der Unterstützung
von meiner Familie.
Ohne die, weiß ich nicht,
wie ich manchen Tag
überstanden hätte.
Und ich war und bin
damit nicht allein.
Da sind so viele andere.
Die das gleiche erleben.
Die zu Hause liegen und
am Abend feststellen:
Wieder ist ein Tag vergangen.
Vor acht Wochen
war ich überzeugt,
ich muss um meine
Erwerbsminderungsrente kämpfen.
Jetzt geht es mir so gut,
dass ich darum kämpfe
vor der Aussteuerung
wieder arbeiten zu können.
Ebenfalls gar nicht so einfach.
Auch da steht die Bürokratie im Weg.
Ich brauche nun erst eine
ärztliche Erlaubnis zur
Wiederwingliederung.
Ohne Worte.
Es geht mir nicht allein um mich.
Es geht um ein grundsätzliche Maß.
Dazu fällt mir nur ein:
"Wenn wir unser Einstellungen
nicht verändern,
wird sich an unseren Einstellungen
nichts verändern."
Von mir Eva Dilling
Schon klar, oder?
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