Die Reise geht weiter
Gestern gab es nur ein Video.
Unter anderem,
weil ich zu mehr nicht in der Lage war.
Vormittags war noch alles gut.
Bis 11.00 Uhr.
Innerhalb von ein paar Minuten,
vielleicht so 15',
brach ich förmlich zusammen.
Wie gut, dass ich zu Hause war.
Ich hatte am Morgen
noch zwei Termine erledigt
und lag somit sowieso schon zum Ausruhen.
Und bevor ich versuche zu beschreiben,
was passierte, schaue ich heute mal zurück auf die letzte Woche.
Montag, der Adrenalintag.
Da musste ich einfach funktionieren.
Für mein Kind.
Dieser Schub hielt ein, zwei Tage an.
Mittwoch Abend dachte ich noch
"hab ich gut hinbekommen, bin gar nicht in ein Loch gefallen. Tschacka, es läuft."
Donnerstag war ein "guter Tag"
und Freitag anstrengend,
aber mit Terminen gut gemeistert.
Sehr wohl merke ich den Unterschied zwischen wenig Aktivität
und mehr Aktivität
(kein Vergleich zu gesunden Zeiten).
Doch für das, was ich alles geleistet hatte,
ging es mir den Umständen
entsprechend gut.
Symptomfrei bin ich keinen Tag.
Ein Unterschied
liegt in der jeweiligen Intensität.
Den Samstag ging ich gezielt
nochmal ruhiger an.
Der Sonntag war recht voll,
ohne das ich viel Einfluss darauf hatte.
Aber alles gut.
Fast unheimlich, unheimlich gut.
Während der Woche sagte ich noch zu meiner Tochter "irgendwas ist anders.
Ich weiß nicht was,
aber es fühlt sich gut an."
Sie stimmte mir zu.
Dies sagte ich auch zu meinem Arzt,
mit dem Nachsatz
"Es ist hoffentlich nicht nur das Adrenalin?!?"
Er nickte still.
Heute vermute ich, er hatte Recht.
Ich brach gestern derart ein,
dass ich mich fühlte wie eine Schildkröte,
die schon seit Stunden auf dem Rücken liegt und mittlerweile nicht mehr ihre Beine bewegen kann.
Der Tag bestand aus Ruhe, nichts tun, vorsichtig atmen, denn alles tut weh,
ohne, dass irgendetwas passiert ist.
Innerhalb von wenigen Minuten,
liege ich da und
der ganze Körper spielt verrückt.
In dem Wissen, dass meine Beine funktionieren, ging ich ins Bad.
Als ich in den Spiegel sah,
erschrak ich vor mir selbst.
Aufgedunsen, winzige Augen, blass, kaltschweissig und ...
Ich weiß es gar nicht zu beschreiben.
Alle Symptome,
die schon vielfach beschrieben
und erklärt habe, breiten sich in mir aus.
Rauben mir jede Energie
und erdrücken mich.
Ich lege mich wieder hin.
Meine Gedanken
"Egal was das nun ist, schlafe.
Schlafe einfach solange es geht.
Einfach verschlafen."
Einfach ist gut.
Die innere Unruhe lässt mich nicht.
Also an Schlaf ist nicht zu denken.
Die Nerven zucken
wie Blitze durch die Beine.
Meine Hände zittern sichtlich,
völlig ohne Belastung.
Mein Herz schlägt bis unter den Hals
und atmen, einfach ruhig atmen,
ist schwierig.
Jeder Atemzug brennt in der Brust.
Ich bin nass geschwitzt.
Meine Gedanken
wirbeln nur so durch den Kopf.
Ich will nur, dass es aufhört.
Ich versuchs nochmal mit einem Bild:
Stell dir vor, du sitzt in einem Zug (Krankheit) und fährst in einen Tunnel (Schub, Crash, Krankheitsverschlechterung).
Jedoch du hast Angst
vor der Dunkelheit
und möchtest nicht durch den Tunnel.
Was hast du für Möglichkeiten?
Aussteigen? Nein.
Die Notbremse ziehen?
Wäre eine Idee, aber zum einen hätte das weitreichende Folgen
und wir sagen jetzt mal,
dass du einfach nicht dran kommst.
Also keine Chance.
Und diese Möglichkeit würde dich ja auch nicht an dein Ziel bringen.
Es gibt also keinen anderen Weg.
Der Zug muss den Schienen (Krankheitsverlauf) folgen und diese führen (bei dieser Erkrankung)
nun mal durch den Tunnel.
Du sitzt also im Zug,
der durch einen Tunnel fährt,
obwohl du das gar nicht möchtest.
Dein Körper verkrampft sich.
Ob du nun schreist, weinst, jammerst oder wild durch den Zug läufst
oder die Augen zu machst,
dein Zustand wird dich nicht schlafen lassen,
du bist in diesem Zug und es ist dunkel und du kommst dort nicht hinaus.
Du musst warten, es aushalten
und bist völlig machtlos,
solang die Fahrt durch den Tunnel dauert.
Ohnmächtig mit Bewußtsein.
Erst, wenn der Zug
aus dem Tunnel gefahren ist,
kannst du dich wieder entspannen
und siehst wieder Licht.
Erst dann kannst du wieder in die Weite schauen. Und erst dann kannst du hoffen,
dass ein Bahnhof (Gesund) kommt,
der Zug anhält und du aussteigen kannst.
Ich bin gestern durch solch einen Tunnel gefahren. Und heute aus diesem heraus gekommen. Langsam, aber draußen.
Jetzt kann ich mich wieder entspannen
und mich umschauen.
Der Ausblick ist wieder da.
Ein Bahnhof ist noch lange nicht in Sicht. Und wie viele Tunnel vor meinem Bahnhof noch kommen, weiß ich nicht.
Auch nicht, wie lang diese Tunnel sind.
Doch ich werde mich immer auf das Licht am Ende des Tunnels freuen.
Und was mich tröstet?
Ich bin nicht allein in dem Zug.
Auch wenn ich jedem gönne,
am nächsten Bahnhof aussteigen zu können.
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