Rauf und runter (n)immer munter
Es gibt Tage, die weiß ich gar nicht zu beschreiben. Dann muss
ich die Ereignisse erst sortieren und reflektieren.
Die
Körperreaktionen sind teilweise so heftig und verwirrend, besonders wenn neue
Symptome hinzugekommen sind.
Dass
ich an meiner Situation etwas ändern will, ist, denke ich, schon klar geworden.
Dass
dies nur möglich sein soll, indem ich Ruhe halte, ist mehr als eine große
Herausforderung für mich.
Das
ständige (rum)liegen zu Hause macht mich kirre. Immer habe ich das Gefühl, ich
muss doch jetzt mal etwas tun, damit etwas anders wird.
Und ichvtue ja nicht nichts.
Wie
schaffe ich also Veränderung,
ohne etwas zu tun.
Wir
fahren weg.
Mit dem Womo Richtung Südwesten.
Nach
einer Stunde Fahrt wusste ich nicht mehr, wie ich sitzen sollte. Die bekannten
Hüftschmerzen setzten ein.
Immer wieder schlief ich ein.
Ich habe Autofahren
und das nur als Beifahrerin noch nie als Anstrengung empfunden.
Schockierend.
Unfassbar anstrengend.
Da wir
einfach mal ins Blaue gefahren sind, verschlug es uns nach Bernau. Somit reden
wir hier nicht nur über ~fünf Stunden Autofahrt, sonder auch über einen Höhenunterschied von mal eben rund 1000m. (Feldberg 1277m;
Freiburg 278m; und Bernau mit 893m)
Klingt
nicht nach viel?!?
Mal eben rauf und runter.
Nur mal kurz über den Pass.
"Kein Problem!"
Hätte ich vor meines
Krankheitszustandes gesagt.
Allerdings
war jetzt mein Körper völlig anderer Meinung.
Gemächlich fuhren wir hinter einem
alten Suzuki Jimmny mit einem noch viel älteren Wohnwagen den Berg hinauf.
Alles top.
Hinunter allerdings
konnte man zügig rollen lassen
(der Jimmny
musste anhalten,
um den Motor abkühlen zu lassen)
und zwar so zügig,
dass mein
Kreislauf völlig verrückt spielte.
So sehr, dass mein Mann anhalten musste,
damit ich meine Atmung regulieren und mich etwas beruhigen konnte.
Später
konnte ich es sogar im Bild festhalten.
Nur die Atmung natürlich nicht. Was so eine Asthmalunge mit einem macht ... unbeschreiblich.
Mein
Puls sprang in dieser Zeit von unter 60 auf 187. Schnell, langsam, schnell
langsam und das im schnellen Wechsel.
Ich
hatte bislang nur davon gehört,
jedoch immer gedacht:
"na und? Passiert
doch nichts."
Ja, so ist das, wenn man etwas nicht nachvollziehen kann.
Passiert doch nichts.
Am besten noch
Stell dich nicht so an.
Von
wegen. Also mit dem Wissen, dass ja nichts passiert und mir mein Körper
lediglich nur vorspielt, er würde keine Luft mehr bekommen, gleich ohnmächtig
werden und mir mein Denken unmöglich macht, ist das Gefühl dieses zu durchleben
etwas, dass wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht.
Somit
legte ich mich erst mal hin, als wir auf dem Stellplatz angekommen waren.
Dort
blieben wir nur eine Nacht
(es war wunderschön dort und besonders ruhig.), jedoch sollte es dort nochmal
ordentlich Schnee geben.
Also
suchten wir uns nun gezielter einen anderen Stellplatz.
Eichstetten
193m über Null sollte es sein.
Um etliche Grad wärmer direkt beim Kaiserstuhl. Ebenfalls sehr
schön und sehr, sehr ruhig. Spazierwege, die es noch gilt auszuprobieren, so
wie den Wein (auch alkoholfrei, was ich derzeit bevorzuge), direkt von unserem
Platz aus.
Aber
auch nach dieser ca. zweistündigen Fahrt muss ich mich erst mal legen. Auch habe ich
mal die Zeit gestoppt, weil ich wissen wollte, ob meine geschätzte Zeit stimmt,
wenn ich behaupte, nach ca. einer Stunde Fahrt an meine körperlichen Grenzen zu
stoßen
Ich betone nur als Beifahrerin.
Es dauerte exakt:
Meine innere Uhr trügt mich also nicht.
Also
der Tapetenwechsel tut mir gut.
Kann sich sicher jeder vorstellen.
Nach so
vielen Monaten zu Hause.
Das
mit dem Pacing (sagte ich ja schon) ist eine Sache, die braucht Monate
Beobachtung, Vorbereitung, ein ständiges Ausprobieren und unfassbar viel
Sensibilität, dass mich der Gedanke daran gerade schon überfordert.
Also
versuche ich
in den nächsten Tagen
meine Schrittzahl
von ca. 2000 am Tag zu
erhöhen.
Gestern
waren es über den Tag verteilt
sogar ca. 5000 Schritte,
wobei es mir dabei
nicht gut ging.
Ich
wünsche mir, ein paar Schritte mehr zu schaffen, ohne dass es mir gleich wieder
schlecht geht.
Und um
Irrtümer auszuschließen:
Wer
das hier Urlaub nennt, irrt.
Wenn
man gesund ist, ist es Urlaub.
Ganz bestimmt.
Für
mich ist es eine Auszeit von zu Hause, mit Verlagerung des Schwerpunkts.
Jetzt
steht mal der Körper im Vordergrund und die kognitiven Leistungen
stehen mal
hinten an.
Kein
Lesen und Verstehen,
sondern
Schritt für Schritt
einen Schritt mehr.
Draußen
sein und die Natur wirken lassen
Kommentare