62. Ich mag mich wiederholen ...

Ich mag mich wiederholen,
doch das ist mir egal.
Ich glaube man kann es nicht
oft genug beschreiben.

Was nicht geht?


Beschreibe ich meine Symptome,
ist nicht wirklich nachvollziehbar,
wie es mir tatsächlich geht.
Beziehungsweise, was nicht geht.
Also versuche ich es mal
anders zu beschreiben.

Prinzipiell ist alles tagesformabhängig.
Wie bei jedem Menschen.


Jedoch gibt es einen
grundlegenden Unterschied.
Ich erzähle von Aktivitäten,
die ich vor meiner Infektion
sehr gerne gemacht habe.
Die jedoch seit der Erkrankung
nicht mehr oder nur teilweise
durchführbar sind.



Spazieren gehen:


An guten Tagen schaffe ich
8000 Schritte,
vielleicht auch mal 10 000.
Mittlerweile.
An schlechten Tagen
schaffe ich es
bis in die Küche und zum WC.
Die restliche Zeit verbringe ich liegend.
Spazieren gehen in Gesellschaft
vermeide ich, da laufen und zuhören 
und/oder reden zu anstrengend ist.

Warum ich nicht weiter laufe?
Ich kann nicht.
Meine Beine sind schwach,
ja natürlich auch vom Liegen,
aber eben nicht nur.

Warum hat man
keine Kraft mehr in den Beinen?

Das Wichtigste in Kürze:

Eine Schwäche oder Lähmung
der Muskulatur
für willkürliche Bewegungen
wird meistens durch
eine Schädigung des Gehirns,
des Rückenmarks oder
von peripheren Nerven verursacht.
Selten sind Erkrankungen
der Muskulatur
für eine Muskelschwäche verantwortlich.
27.06.2022

Quelle:

https://schlaganfallbegleitung.de › ...

Was greift das Virus bevorzugt an?
Die Lunge, das Gehirn und die Nerven.
Einfach mal informieren.
Einige gute Links findest du
gesammelt auf einer Seite
in diesem Blog.



Nun zu meinen Lieblingsaktivitäten.

Grillen:


Mein absolutes Lieblingshobby.
Zu jeder Zeit, egal bei welchem Wetter
oder zu welcher Jahreszeit.
Seit August habe ich mich
einmal auf eine Grillwurst eingeladen.
Ja, richtig. Selbst eingeladen.
So sehr ich es vermisse,
Feuer, Rauch, den Duft
von gutem Essen ...
Ich kann gar nicht
so lange am Grill stehen.
Geschweige denn so lange
sitzen um zu essen.

Ich wäre schon
mit der Vorbereitung des Grillguts 
ausgelastet und am Ende.
Wohlbemerkt, wenn ich grille,
grille ich lecker, nicht aus der Packung.
Und gut Ding will Weile haben.
Das halte ich nicht durch.


Wurst machen:

Ja, ich habe mir beigebracht,
wie man Wurst selber herstellt.
Jagdwurst, verschiedenste Brat- und Grillwürstchen, Leberkäs
und Brühwurst.
Doch daran ist nicht zu denken.
Es erfordert Kraft,
Ausdauer und Konzentration.
Alles Sachen die mir gerade
gar nicht zur Verfügung stehen.
Oder besser: nicht ausreichend zur Verfügung stehen.


Kochen / Backen

Heute bin ich froh,
wenn ich es mal schaffe,
für meine Familie zu kochen.
Und oftmals schmeckt es nicht.
Irgendwas ist passiert.
Früher habe ich gerne
für viele Menschen gekocht,
gegrillt und gebacken.
Meist herzhaft.
Ich denke an den Wildgulasch
in der Grillkanone und
an Frischling im Smoker.
Brot, Apfel/Pflaumenkuchen,
Spanferkel auf Sauerkraut,
Grillduffeln (Kartoffeln),
Dips in jeglicher Form bis hin zu Kaninchenfutter (Salat).

Das alles ist mir einfach
gerade gar nicht möglich.
Essen allein ist anstrengend genug.


Gäste empfangen:


Allein die Vorstellung,
dass mehr als zwei Leute kommen, überfordert mich heute.
Gespräche führen, reden sowie zuhören verbraucht so viel Energie.
Das habe ich nie für möglich gehalten.
Wenn dann noch
durcheinander geredet wird,
bin ich völlig raus.
Die Nackenhaare sträuben sich.


Arbeiten gehen:

So gerne.
Jedoch schaffe ich es derzeit nicht, Verantwortung für andere
zu übernehmen,
Unterrichte vorzubereiten,
geschweige denn durchzuführen.
Nach spätestens einer knappen Stunde verschlechtert sich
mein Allgemeinzustand derart,
dass ich mich hinlegen sollte.


Gärtnern:

Rasen mähen, Hochbeet bauen
säen, bepflanzen und pflegen,
Strasse fegen, Terrasse gestalten uvm.
ist mir nicht mehr möglich.
Dafür fehlt mir jegliche Kraft,
Ausdauer, Luft und Wachheit.



Haushalt:
Zugegeben,
keine Lieblingsbeschäftigung.



Vor der Infektion
habe ich zig Dinge gemacht.
Zeitgleich nebeneinander,
über den Tag verteilt.
Heute muss ich mir genau überlegen
was wichtig und dran ist.
Ob ich staubsauge und
den Müll raus bringe und
vielleicht noch Essen
für die Family koche oder
eine Kleinigkeit einkaufen gehe.
Beides werde ich nicht schaffen.
So viel weiß ich mittlerweile.



Oft plane ich so:
Habe ich einen Arzttermin,
dann könnte ich doch direkt noch eben ... 
etwas besorgen und dann
nach Hause fahren.

Oder jemanden besuchen und
mich auf eine Tasse Kaffee einladen
und dann
nach Hause fahren.


Häufig sieht es jedoch so aus,
dass ich nach dem Termin
beim Arzt nach Hause fahren muss.
Weil es mir nicht gut geht,
ich ausgepowert bin, so fertig,
dass ich erst einmal schlafen muss.
Ich bin zu nichts mehr in der Lage.
Im Vergleich zu vorher wohlbemerkt.


An besonders guten Tage
schaffe ich es sogar mal.
Doch an Kaffee und einkaufen
nach einem Termin
ist unvorstellbar geworden.



Feiern gehen:

Geräuschkulisse, viele Menschen,
viele Gespräche, Musik dazu,
Essen und Trinken,
so sieht eine gute Feierlichkeit aus.
Doch bitte nicht mit mir.

Genau betrachtet sind das alles Dinge,
die mir (wie beschrieben)
im Einzelnen schon schwer fallen.
Dann kann man sich vielleicht denken,
wie es mir geht,
wenn die geballte Ladung
auf mich einwirkt.
Nein? Sei froh.




Essen gehen:
Probiere ich immer mal wieder aus.
Vorteil, ich brauche nicht selbst kochen.
Nachteil, Geräusche, Gerüche,
lesen und verstehen,
rechnen oder blind vertrauen,
sowie unterhalten sind alles Sachen,
die Energie kosten.
Essen gehen kann
Balsam für die Seele sein.
Deshalb nur an guten Tagen.
Aber so wichtig.

(Ich habe mir jetzt Ohrstöpsel gekauft,
die die Geräusche filtern sollen.
Bin gespannt, ob es funktioniert).


Einkaufen/ Bummeln / Shoppen:



Wenn ich früher durch sieben 
oder zehn Geschäfte gedurmelt bin,
gelegen in drei oder vier verschiedenen 
Stadtteilen, so bin ich heute froh
und dankbar, wenn ich
in einem Stadtteil
in zwei Geschäften war.

Dann wird es jedoch Zeit für Pause.
Ich könnte dann zwar noch länger,
jedoch auf Kosten meines Wohlbefindens. 


Angeln gehen / Würmchen baden /
Haken nass machen:


Wie auch immer.
Was mal so entspannend war,
ist heute so anstrengend,
dass ich es mir derzeit
gar nicht zutraue.


Soviel zu einigen
(mir wichtigsten)
Aktivitäten.
Jetzt ist alles Schöne weg.
So könnte man denken,
aber so denke ich nicht!



Zunächst denke ich:
Was ist anders?


Wenn ich früher sagte:
"Einfach mal machen,
könnte ja gut werden."
so überlege ich heute:
"Was können die Folgen sein von dem
was ich vorhabe,
wenn ich einfach mal mache?"
Dann komme ich zu dem Schluss: Verheerend.

Und was muss ich beachten,
damit es gut bleibt?"

Mir weiter folgende Fragen stellen
und beantworten.
"Was traue ich mir heute zu?
Wieviel Energie habe ich?
Was brauche ich,
damit diese möglichst lange hält?
Und wofür bin ich bereit sie zu opfern? Welche Verschlechterung bin ich bereit,
in Kauf zu nehmen?
Ist es mir das wert?
Und was steht sonst noch
Wichtiges an in ein paar Tagen?
Muss ich Energie sparen?"
(lustiges Wortspiel in der heutigen Zeit).



Weitere Fragen,
sobald ich mich für eine Aktivität 
entschieden habe:
"Wie verhalte ich mich,
wenn ich bemerke,
dass ich nicht mehr kann?
Welche Auswege und Möglichkeiten
habe ich, wo auch immer,
für mich zu sorgen?
Wie falle ich meinen Mitmenschen
am wenigsten zur Last?
Wo benötige ich eventuell
welche Hilfe und
bin bereit diese einzufordern?"

Alles Fragen auf die ich
täglich Antworten suche.
Und das musste ich früher nicht.


Kraft und Ausdauer = Energie.

Was passiert eigentlich genau,
wenn meine Energie aufgebraucht ist?
Angenommen ich besuche jemanden
oder sagen wir, ich bin auf einem Nachbarschaftstreffen.
Zunächst ist alles gut.
Für ca. eine knappe Stunde.

Dann setzen erfahrungsgemäß
die ersten Symptome ein.

Auf den ersten Blick nichts Schlimmes.
Also es muss kein RTW kommen
und ich falle auch nicht in einen lebensbedrohlichen Zustand.
Nein, das nicht.
Es geht mir nicht gut. 
Ein Unwohlsein tritt ein.

Vielleicht ist alles deshalb so prekär,
weil alle Symptome so verharmlost werden?!?
Im Einzelnen sind sie ja harmlos.
Zusammen setzen sie mich außer Kraft.


Was also passiert,
wenn ich an bzw. über
meine Grenzen gehe?
So ist es bei mir.
Die Symptomatik 
st individuell verschieden. 
Wie das Virus selbst.

Zuerst schmerzt es hier und da.
Dann kommen Schweißausbrüche.
Nicht unbedingt sichtbar.
Gefolgt von Kurzatmigkeit und Unsicherheit. 
Mit Atemtechniken gut zu überspielen.
Ich möchte ja nicht auffallen.
Es tritt leichter Schwindel auf und Kopfschmerzen können einsetzen.
Der Tinnitus wird laut und lauter.
So laut, dass ich auf einem Ohr
zeitweise nichts höre.
Taub. Irritierend.
Dann vielleicht das andere Ohr?
Ja, meist schon.
Die Kraft in den Beinen lässt nach.
Ich setze mich hin.
Weitere Schweißausbrüche wollen mir deutlich machen, dass ich nicht mehr kann.

Aber ich will ja noch.
Ich ignoriere sämtliche Anzeichen.
Meine Aufnahmefähigkeit
ist schon längst dahin.

Freundlich lächeln und nicken.
Ist meist nicht verkehrt.
Hauptsache niemand merkt etwas.
Nur da sein. Dabei sein.
Wenigstens noch eine Weile.

Die Hüfte sticht und brennt..
Aufstehen. Ich muss aufstehen.
Kaum aufgestanden schreit das Hirn:
"Ich hab kein Blut mehr, so kannst du nicht mehr denken, reden und eigentlich
ist doch jetzt auch mal gut. Es reicht.
Geh nach Hause und leg dich endlich hin."

Ich höre weg:
"Du kannst mich mal. Ich bleibe."


Hände und Füße sind eiskalt.
Der Kopf glüht.
Stechen im Brustkorb. 
Nervenschmerzen.
"Gut siehst du aus."
komplimentiert mich mein Gegenüber.
Denn man sieht mir nichts an.
Lächeln und nicken, sag ich da nur.


Halsschmerzen setzen ein.
Husten und Stimmverlust.
Mein Gegenüber:
" Oh, aber erkältet bist du?"

Der Puls spielt verrückt.
Rauf auf 180,
runter auf 40 Schläge die Minute,
ach nein, doch wieder 120.
Nichts Schlimmes, nicht dramatisch.
Mein Körper sagt mir nur,
dass ich eine Pause brauche,
die ich ihm gerade
nicht bereit bin zu geben.
Die ersten Krämpfe setzen ein.
Meist im Rücken. 
Diese lassen sich nun kaum noch verheimlichen. Somit antworte ich noch kurz und knapp auf die Frage der Erkältung:

"Nein, erkältet bin ich nicht.
Ist nur PostCovid."

Stille.

Jetzt wird es doch Zeit zu gehen.
Mein Körper hat wiedermal gewonnen.

Dann bin ich krank.
So richtig im Bett liegen.
Mal mit Fieber, mal mit Schnupfen,
ganz unterschiedlich und auch unterschiedlich lang.
Mit Schmerzen und Müdigkeit,.
Erschöpft. Nichts geht mehr.
Wie lange? Das weiß ich nicht.
Sehr unterschiedlich.
Die Zeit ist dann (mal wieder)
mein größter Verbündeter.

Was es mit mir macht?
Es macht mich fertig.
Aber so? Nicht mit mir.
Ich kämpfe weiter.
So schnell bin ich nicht kleinzukriegen.

PostCovid?
Du kannst mich mal.

Im Herzen bin ich fit.



PostCovid gibt es nicht?
An Selbstabholer zu verschenken.
Dann geht es uns ja beiden gut.

Und zur Erinnerung:
Mir geht es vergleichsweise gut
zu anderen Betroffenen.
Aus eigener Erfahrung.


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