Irgendwas is' immer
Jeder kennt sie.
Jeder hat sie.
Tage an denen einfach alles schief geht.
An denen die Kettenreaktion des
"daneben Gehens" nicht aufhört.
Es ist Frühling.
Ja, Frühling.
Wie jedes Jahr.
Und wie jedes Jahr
(das ist tatsächlich so)
finden an einem Tag
die Spezies
Ameise
den Weg in unser Haus.
Heute war es wieder soweit.
Diesmal im Bad.
Und wie jedes Jahr nehme ich,
diesmal während meiner Morgenwäsche,
die Diskussion mit
ihnen auf.
Sie wollen keine Miete zahlen,
im Haushalt anfassen auch nicht,
dann müssen sie
gehen.
Ich dulde keine Mietnomaden.
Da ich jedoch kräftemäßig nicht in der Lage bin, den Kampf aufzunehmen,
beobachtete ich lediglich ihre Straße
und mein Mann erledigte später den Rest.
Um den Einkauf
kümmerte er sich dann auch noch.
Als ich diesen dann einräumen wollte,
musste ich leider abbrechen.
Ich habe
gerade mal das Brot aus dem Korb geholt und bekomme Bauchkrämpfe.
Zudem zieht sich das Zwerchfell zusammen.
Das tut richtig weh.
Das habe ich vor Corona so noch nie gehabt.
Hat übrigens nichts mit Seitenstechen
zu tun.
Also Pause.
Obwohl ich nur aufgestanden bin.
Nach einigen Minuten
vergeht der Schmerz wieder.
~~~
Seit drei Wochen wünsche ich mir,
Tiramisu selbst zu machen.
Wenigstens das sollte heute was werden.
(Nicht das Original. Nur so mal eben.
Ohne Ei und so.)
Also los.
Es muss ja mal irgendetwas gehen.
Espresso?
Die Kaffeemaschine möchte,
dass ich den Trester leere.
Na gut.
Dann die Bohnen füllen. Ja doch.
Und natürlich noch das Wasser auffüllen.
Auch das. So. Jetzt aber.
Die ersten Schweißausbrüche
sind schon wieder aktiv.
Egal. Weiter.
Nun die weiße Mischung.
Zutaten in die Schüssel.
Die Küchenmaschine rührt und rührt.
Zack, einmal kurz hochgestuft und?
Natürlich.
Das Zeug ist überall.
So ein Mist.
Nur mal eben was machen.
Ja, ja. Blöde Idee von mir.
Und dann nach diesem
Vormittag.
Mein Bauch meldet sich wieder.
Ein Krampf nach dem anderen.
Ich ignoriere es.
Ein bissl konzentriert atmen
und es wird schon gehen.
Espresso über die Löffelbiskuits,
Masse drauf, atmen, fertig.
Schweißausbrüche.
Ach was, geht schon.
Kakao auf die Masse.
Fertig. Kalt stellen.
Leichter gesagt als getan.
Platz im Kühlschrank?
Mangelhaft nach dem Einkauf.
Also wieder umräumen und zack,
die Ketchupflasche fällt.
Was auch sonst?!
Mein Zustand
verschlechtert sich zunehmend.
Wieder atmen,
dann wischen und einräumen.
Meine Beine zittern,
weitere Schweißausbrüche.
Ich fühl mich so, so krank.
Wie bei einer Grippe.
Es ist aber keine. Wie wir wissen.
Ich kann nicht mehr.
Nur noch eben
die Arbeitsfläche abwischen.
Geschafft.
Jetzt aber hinlegen.
Der bekannte Kopfschmerz setzt ein.
Die Beine stehen unter Strom.
Nach ca. 30 Minuten
beruhigt sich mein Körper
etwas.
Sogar der Kopfschmerz geht weg.
So geht's.
Jedoch weiß ich,
sobald ich aufstehe
wird es nur wenige Minuten dauern
und ich baue wieder ab.
Nein, nicht ich.
Mein Körper.
Was ich eigentlich damit sagen möchte?
Ja, solche Tage hat jeder.
Und ja, die sind blöd.
Jedoch dabei noch krank zu sein
und ständig viel zu früh
die eigenen Grenzen spüren,
ist schon krass.
Es ist nicht schön, sich zu gestehen,
wie niedrig die Belastungsgrenze ist.
Wie plötzlich und schnell der Körper mit Reaktionen um sich haut
und man sich
machtlos danieder legt.
Wie soll das mit dem Pacing funktionieren?
Zuerst muss ich lernen,
meine Grenze zu erkennen?!
Dann soll ich diese nicht erreichen
und vorher Pause machen?!
Und wie ist das,
wenn ich noch gar nicht wirklich
angefangen habe
und meine
Grenze schon erreicht ist?
Wenn ich nicht mal in der Lage bin,
EINE Mahlzeit zuzubereiten,
ohne an bzw.
über meine Grenze zu gehen,
wird das nicht einfach.
Na gut, es hat niemand gesagt,
dass es leicht wird. Aber so??
Ja, so Tage gibt es auch.
Voller Frust, Hoffnungslosigkeit,
Wut und Ärger.
Aber auch die gehen vorbei.
Nachdem ich mich nun etwas erholt
und alles niedergeschrieben habe,
blicke ich
wieder nach vorn.
Auch mein Mann brauchte eine Pause
und hat sich hingelegt.
Und auch mein Kind
kam von Terminen nach Hause und machte eine Pause.
Und sogar der Hund.
Und immerhin habe ich es ja geschafft.
Mehr schlecht als recht, aber geschafft.
Tiramisu ist fertig.
Und somit genieße ich jetzt
eine Portion Tiramisu
mit einem leckeren Kaffee im Liegen.
Und das mit meiner Familie.
Na gut, mit meinem Mann.
Die Kids mögen kein Tiramisu.
Und das mit der Grenze ...
Das versuche ich dann morgen erneut.
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