52. So isses
Nachdem ich nun gestern meine Wut von vorgestern mal raus
gelassen habe,
berichte ich heute von:
1. Ist es nicht doch vielleicht die Psyche?
2. Ist "Reiß dich mal ein bissl zusammen und dann wird das schon"
doch eine Strategie?
3. Hat das Ganze doch soviel mit mir gemacht, dass ich an einer Angststörung
oder Depression leide?
Ich rolle mal das Feld von hinten auf.
Ich hatte mal eine Depression.
Ich habe
diese Krankheit
durchlebt und besiegt.
Das ist selten, aber das gibt es.
Somit weiß ich ,wie sich eine Depression anfühlt und ich habe bislang alles
erfolgreich dafür/dagegen getan,
nicht erneut depressiv zu werden.
Was übrigens mein Psychologe bestätigt,
zu dem ich nun wieder gehe,
weil es in
keinem Fall schaden kann,
sich psychologisch begleiten zu lassen. Besonders
wenn man einmal psychisch krank war.
Denn natürlich kann dieser Zustand depressiv machen. Ich kann ja auch ein Bein
verlieren und mir dabei in den Finger schneiden. Dann klebe ich ein Pflaster
drauf.
Also ist es gut und wichtig,
sich Unterstützung zu holen.
Eine Angststörung habe ich nicht.
Auch dies ist abgeklärt.
Das diagnostiziert übrigens ein Psychiater.
Warum ich das schreibe?
Einfach, weil in unserer Gesellschaft nach wie vor zu wenig Akzeptanz für
psychische Erkrankungen da ist.
Psychische Erkrankungen sind schlimm
und sehr unangenehm, aber nicht peinlich.
Viele davon kann man
heute sehr gut behandeln.
Doch es wird sich immer noch zu so sehr geschämt, die notwendige Hilfe zu
holen.
Auch wird zu sehr mit dem Finger auf die gezeigt und sich abgewendet,
die diese
Hilfe in Anspruch nehmen.
Nicht so
Sondern so
müsste es aussehen.
Beispiel:
Würde ein Mensch der Arm oder Bein verliert sagen: "Oh, das ist mir aber
jetzt peinlich, ich habe mein Bein verloren." oder ein Krebskranker
"wie unangenehm, hoffentlich sieht niemand,
dass ich jetzt zum Onkologen
gehe."
Ein Bein verloren ...
bei einem Unfall ...
Krebs ...
Woher auch immer ...
Ja, das hat der ja nicht extra gemacht ...
Echt jetzt?
Eine psychische Erkrankung
kommt häufig schleichend
oder mit aller Wucht.
So
wie Krebs.
Kommt schleichend.
Plötzlich erkannt. Plötzlich da.
Bei PostCovid ist es etwas anders.
Spielt aber keine Rolle.
Der Virus ist da.
Plötzlich.
Und dann
zerstört er schleichend.
Nicht bei jedem.
Es bekommt auch nicht jeder Krebs
oder verliert ein Bein.
Zu Punkt zwei.
"Reiß dich mal zusammen und
dann wird das schon
wieder."
Im Selbstmitleid ertrinken ist nie gut.
Ein ständiges rum gejammer
hilft weder
mir noch anderen.
Es raubt einem eher den letzten Nerv.
(Was bei angegriffenen Nervenzellen bestimmt keine gute Strategie ist.)
Also von der Seite betrachtet ist zusammenreißen sehr wohl eine gute Strategie.
Was nicht heißt,
dass nicht mal Tränen laufen.
Doch. Ich weine.
Ich fange an zu heulen, wenn ich krass über meine Grenze gegangen bin. Dann bin
ich derart emotional auf dem Boden,
dann tut heulen richtig gut.
Auch mal so richtig.
Ich weine auch ,wenn die Schmerzen gerade mal nicht zum Aushalten sind und ich lasse die Tränen laufen, wenn ich gerade mal so traurig bin, dass mir
alles zu viel wird.
Weil ich nicht kann wie ich möchte.
Die Welt gerade doof ist.
Das ist sehr wichtig und richtig.
Und dann reiße ich mich wieder zusammen.
Mit dem kleinen Unterschied, es geht dann weiter. Vielleicht wird’s auch
wieder, jedoch keines Falls weil ich mich zusammen reiße.
Also nein.
Es wird nicht mal wieder,
wenn ich mich zusammen reiße.
Leider
nicht.
Ich lasse mich ja gar nicht hängen.
Zu Punkt eins.
Nein.
PostCovid ist eine neurologische Erkrankung. Ohne Biomarker.
Bislang.
Wie
oben erwähnt:
Der Virus kommt plötzlich.
PostCovid schleichend.
Die Psyche kann natürlich
in Mitleidenschaft gezogen werden.
Sie ist jedoch nicht der Ursprung der Erkrankung.
Wenn du dir nun in den Finger geschnitten hast, kann ein Pflaster praktisch
sein.
Jedoch heilt es nicht das Bein,
das du verloren hast.
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